Vielleicht hast du beim Lesen von Stellenanzeigen oder im Unternehmensalltag schon den Begriff ITIL gesehen – oft zusammen mit Rollen wie „Incident Manager“, „Service Owner“ oder „Change Advisory Board“. Klingt erstmal abstrakt. In diesem Beitrag erfährst du, was ITIL wirklich ist, warum es entstanden ist, wer es heute nutzt – und ab wann es auch für dich wichtig werden könnte.
Was bedeutet „ITIL“ eigentlich?
ITIL steht für Information Technology Infrastructure Library. Es handelt sich nicht um ein Programm oder Tool, sondern um ein Framework – also eine Sammlung von bewährten Prinzipien und Prozessen für das Management von IT-Services. Ziel ist es, IT-Dienstleistungen planbar, zuverlässig, nachvollziehbar und kundenorientiert zu gestalten – unabhängig davon, ob es sich um E-Mail-Server, Benutzerverwaltung, Cloud-Anwendungen oder Monitoring-Systeme handelt.
Ursprung: Warum wurde ITIL überhaupt entwickelt?
ITIL wurde in den 1980er-Jahren vom britischen Staat entwickelt. Der Grund: Die IT in Behörden war teuer, ineffizient und chaotisch organisiert. Jeder Bereich arbeitete anders, nichts war dokumentiert, Support-Prozesse waren willkürlich. ITIL sollte dem entgegenwirken – durch einheitliche Standards, Rollen und Abläufe. Seitdem wurde das Framework mehrfach modernisiert und ist heute in der Version ITIL v4 verfügbar.
Was macht ITIL konkret?
ITIL beschreibt eine strukturierte Art, IT zu organisieren. Statt Wildwuchs gibt es definierte Prozesse – z. B. für das Bearbeiten von Störungen, das Einführen von Änderungen oder das Verbessern bestehender Systeme. Auch Rollen und Verantwortlichkeiten werden klar verteilt.
Das moderne Modell von ITIL v4 basiert nicht mehr auf starren Phasen, sondern auf dem sogenannten Service Value System. Es ist flexibel und lässt sich mit modernen Ansätzen wie DevOps, Agile oder Lean kombinieren.
Begriffsklärung: Was sind „Incident“, „Change“ oder „SLA“?
Einige typische ITIL-Begriffe, die dir früher oder später begegnen werden:
| Begriff | Bedeutung |
|---|---|
| Incident | Eine Störung oder ein unerwartetes Verhalten eines Dienstes (z. B. „E-Mail funktioniert nicht“) |
| Problem | Die zugrundeliegende Ursache für wiederkehrende oder schwerwiegende Incidents |
| Change | Eine kontrollierte Änderung an Systemen oder Prozessen (z. B. neue Firewall-Regel, OS-Upgrade) |
| SLA | „Service Level Agreement“ – vertraglich vereinbarte Reaktions- und Lösungszeiten |
| CMDB | „Configuration Management Database“ – zentrale Übersicht über Systeme, Dienste und deren Abhängigkeiten |
Wie verändert ITIL deinen Berufsalltag?
Am Anfang deiner Laufbahn – etwa mit Linux Essentials, LPIC-1 oder dem DevOps-Zertifikat – hast du vor allem mit der praktischen Seite der IT zu tun: Du installierst Software, schreibst Skripte, setzt Server auf. Dabei wirkst du oft bereits unbewusst in ITIL-Prozesse mit: Du dokumentierst Vorfälle, arbeitest an Changes mit oder analysierst Logs für Problem-Tickets.
Je mehr Verantwortung du übernimmst, desto mehr wirst du auch Prozesse gestalten, bewerten und dokumentieren – und genau hier beginnt ITIL wichtig zu werden.
Wie verändert sich dein Umgang mit ITIL je nach Erfahrungsstand?
| Karrierestufe | Bezug zu ITIL | Typischer Umgang |
|---|---|---|
| Linux Essentials | gering | Du arbeitest innerhalb von Prozessen, ohne sie zu hinterfragen |
| LPIC-1 / DevOps Zertifikat | mittel | Du verstehst Begriffe wie Incident oder Change, hältst dich an Prozesse |
| LPIC-2 / SRE | hoch | Du dokumentierst, gestaltest oder verbesserst Prozesse aktiv mit |
| Teamlead / Architekt | Pflicht | Du planst Strukturen und steuerst Services strategisch |
Welche Rollen und Unternehmen arbeiten mit ITIL?
ITIL wird vor allem in Unternehmen genutzt, die auf Verfügbarkeit, Sicherheit und Nachvollziehbarkeit angewiesen sind. Also überall dort, wo ungeplante Ausfälle teuer oder gefährlich wären. Typische Branchen:
- Versicherungen und Banken
- Behörden und öffentliche IT
- Industrie (z. B. SAP-Landschaften, Produktionssteuerung)
- Rechenzentren, IT-Dienstleister, Systemhäuser
Weniger ITIL findest du bei kleinen Start-ups oder in Firmen mit reinem Dev-Fokus – dort geht es oft agiler zu, und Prozesse entstehen eher ad hoc.
Passt ITIL und DevOps zusammen?
Ja, und das ist neu. Mit ITIL v4 wurde das Framework bewusst für moderne IT-Organisationen geöffnet. DevOps, Agile, Lean – all das ist nun offiziell kompatibel. ITIL v4 versteht sich als Metamodell, das man flexibel mit anderen Ansätzen kombinieren kann. Es geht nicht mehr um Kontrolle, sondern um Wertschöpfung durch Zusammenarbeit.
Beispiel: Früher hieß es „Ein Change braucht ein Ticket und ein CAB-Meeting“. Heute kann ein Change automatisiert über eine CI/CD-Pipeline ablaufen – dokumentiert, rückverfolgbar und vollständig ITIL-kompatibel.
Ab wann lohnt sich eine ITIL-Zertifizierung?
Die ITIL 4 Foundation ist eine gute Wahl, wenn du:
- in einem Unternehmen mit strukturierter IT arbeitest (z. B. Konzern, Behörde)
- in Ticketsystemen wie ServiceNow, Jira Service Desk oder OTRS unterwegs bist
- mehr Verantwortung übernehmen möchtest (z. B. für Prozesse, Services, Teams)
Die Zertifizierung ist rein theoretisch, kostet ca. 300 €, kann aber in Bewerbungen einen Unterschied machen – gerade in regulierten Branchen.
Fazit
ITIL ist kein Tool, kein Muss, keine Magie – sondern ein Ordnungsrahmen für IT-Organisationen. Wer in größeren Strukturen arbeitet oder arbeiten möchte, profitiert enorm davon, ITIL zumindest zu verstehen. Es gibt dir Sprache, Sicherheit, Kontext – und öffnet Türen zu Rollen mit mehr Verantwortung.
Wenn du also gerade in der Linux- oder DevOps-Welt Fuß fasst: Ignoriere ITIL nicht. Es ist nicht spektakulär, aber stabil. Und genau darum geht es ja oft in der IT.

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