Red Hat hat seine Zertifizierungen in den letzten Jahren umfassend modernisiert. Heute geht es nicht mehr nur darum, einzelne Linux‑Server manuell zu administrieren, sondern ganze Umgebungen konsistent zu automatisieren und in spezialisierte Rollen hineinzuwachsen – vom Systemadministrator über den Automation Engineer bis hin zum Cloud‑ oder Security‑Architect. Dieser Beitrag zeigt, wie sich RHCSA, RHCE und RHCA bis 2025 verändert haben, welche Inhalte jetzt im Vordergrund stehen und wie sich der Wandel im Vergleich zu früheren Prüfungen einordnen lässt.
RHCSA: Fundament für Enterprise Linux
Der Red Hat Certified System Administrator (RHCSA, EX200) ist weiterhin der erste offizielle Schritt in die RHEL‑Welt und prüft praxisnah die Kernaufgaben eines Linux‑Admins auf RHEL 9. Dazu gehören Benutzer‑ und Gruppenverwaltung, Paketmanagement mit DNF/RPM, Arbeiten mit Partitionen, LVM und Basis‑Storage, Netzwerkgrundlagen, Systemd‑Services, grundlegende Security mit Firewalld und SELinux sowie erste Schritte mit Containern über Podman.
Im Vergleich zu früher sind heute zusätzlich moderne Themen wie System Roles, cockpit‑basierte Administration und containerbasierte Workloads wichtig, da sie in den offiziellen Prüfungszielen für RHEL 9 auftauchen. Der RHCSA bleibt zudem für viele weiterführende Prüfungen – etwa RHCE, OpenShift‑ oder Satellite‑Examen – formale Voraussetzung und wird in Stellenausschreibungen häufig als Mindestqualifikation genannt.
RHCE: Vom Service‑Admin zum Ansible‑Engineer
Früher konzentrierte sich der Red Hat Certified Engineer (RHCE) stark auf „advanced server configuration“: Kandidaten mussten Web‑, DNS‑, NFS‑, Samba‑, Mail‑, NTP‑ und Datenbankserver manuell installieren, konfigurieren und absichern, inklusive Firewall‑Regeln, SELinux‑Kontexten, Benutzerrechten und Backup‑Strategien. Typisch waren Szenarien, in denen einzelne Dienste Schritt für Schritt eingerichtet, Logs ausgewertet und Probleme direkt auf dem System behoben werden mussten.
Das aktuelle RHCE‑Examen (EX294) hat diesen Fokus verschoben: Im Zentrum steht heute Ansible‑basierte Automatisierung, inklusive Inventories, Playbooks, Rollen, Templates, Variablen und idempotenter Systemkonfiguration für RHEL‑Hosts. Wer sich vorbereitet, sollte weniger einzelne Netzwerkdienste auswendig konfigurieren, sondern lernen, wie wiederholbare Konfigurationen mit Ansible modelliert und auf viele Systeme ausgerollt werden, wobei klassische Themen wie Firewalld oder SELinux über Ansible‑Module adressiert werden.
RHCA: Modularer Architect mit Vertiefungen
Der Red Hat Certified Architect (RHCA) ist heute kein einzelnes Top‑Examen mehr, sondern ein modularer Architect‑Titel, den man durch eine Kombination mehrerer fortgeschrittener Zertifizierungen erwirbt. Red Hat bietet dafür verschiedene Tracks wie Infrastructure, DevOps/Automation, Cloud, Application Platform, Virtualization/Storage oder Security an, in denen jeweils mehrere spezialisierte Prüfungen zur Auswahl stehen.
Typische Bausteine sind Zertifizierungen zu OpenShift‑Administration und ‑Development, Advanced Ansible, Satellite‑Management, Performance Tuning, High Availability, Virtualisierung, Storage‑Lösungen oder Sicherheits‑Hardening. Jede bestandene Spezialprüfung trägt zum Architect‑Status bei und verlängert gleichzeitig dessen Gültigkeit, sodass ein flexibles Portfolio an Kompetenzen entsteht, das die Breite der Red‑Hat‑Produktfamilie abbildet.
Exkurs in die Vergangenheit: Wie es früher war
In den frühen Jahren der Red‑Hat‑Zertifizierungen stand die direkte Arbeit am einzelnen Linux‑Server im Mittelpunkt: RHCSA und RHCE prüften vor allem klassische Unix‑/Linux‑Skills wie Shell‑Bedienung, lokale und entfernte Logins, Dateirechte, runlevels bzw. Targets, Log‑Analyse sowie das Einrichten und Warten typischer Netzwerkdienste. Admins mussten Web‑, DNS‑, NFS‑, Samba‑, Mail‑, NTP‑ und Datenbankserver Schritt für Schritt installieren, konfigurieren, absichern und überwachen, oft mit Fokus auf Troubleshooting direkt auf der Kommandozeile.
Auch der damalige RHCA war stärker als klassische Spitze über dem RHCE positioniert: Wer RHCE bestanden hatte, konnte über einige zusätzliche Advanced‑Exams den Architect‑Titel erreichen, der eher eine breite Vertiefung in RHEL‑Server‑Themen dokumentierte als klar getrennte Spezialrollen. Mit der wachsenden Bedeutung von Cloud, Containern und Automation hat Red Hat dieses Modell weiterentwickelt und die Zertifizierungen so ausgerichtet, dass sie Rollen wie Automation Engineer, Platform‑ oder Security‑Architect präziser widerspiegeln.
Fazit: Orientierung im Zertifizierungs‑Dschungel
Heute zeigt sich ein klarer roter Faden: RHCSA bildet die solide Linux‑Basis, RHCE hebt dich auf das nächste Level als Automation‑Engineer mit Ansible, und RHCA eröffnet dir einen Werkzeugkasten aus Spezialisierungen, mit dem du dein Profil gezielt in Richtung Infrastructure, Cloud, Security oder DevOps schärfst. Wer sich auf diese Prüfungen vorbereitet, fährt am besten, indem er klassische Linux‑Fundamentals beherrscht, konsequent mit den aktuellen offiziellen Prüfungszielen arbeitet und moderne Themen wie Container‑Plattformen, Konfigurationsmanagement und skalierbare Automation fest in den eigenen Lernplan integriert.
