Archivierungs- und Kompressionstechniken sind wichtige Werkzeuge, um Dateien und Verzeichnisse unter Linux effizient zu speichern. Dabei unterscheidet man zwischen der Archivierung, bei der mehrere Dateien zu einer Einheit gebündelt werden, und der Kompression, bei der die Datenmenge verkleinert wird.
Archivierung und Kompression: tar als Pflicht für Ordner
tar ist das Standardwerkzeug für die Archivierung von Ordnern unter Linux. Es bündelt Dateien und Verzeichnisse in einem Archiv, ohne die Daten selbst zu komprimieren. Diese Archivierung bewahrt dabei auch wichtige Metadaten wie Berechtigungen, Eigentümer, Gruppen, Zeitstempel und erweiterte Attribute wie SELinux-Kontexte und Access Control Lists. Dies ist besonders im Systemadministrationsalltag essenziell, damit die Sicherheit und Funktionalität der Dateien nach dem Entpacken erhalten bleiben. Ohne tar können Standard-Kompressionswerkzeuge wie gzip oder bzip2 keine Ordner direkt verarbeiten und verlieren alle Metadaten, wenn sie einzelne Dateien separat komprimieren.
Kompressionswerkzeuge im Vergleich
- gzip: Ein schneller Kompressor mit moderater Kompressionsrate, geeignet für einfache und zeitkritische Anwendungen. Komprimiert nur einzelne Dateien; Komprimierung ganzer Verzeichnisse erfordert vorheriges Archivieren mit
tar. - bzip2: Liefert eine bessere Kompressionsrate als gzip, benötigt dafür allerdings mehr Rechenzeit. Auch hier ist für Ordner-Archivierung
tarvoranzustellen. - xz: Bietet die beste Kompressionsrate unter den genannten Tools, bei höherem Ressourcenverbrauch und längeren Komprimierungszeiten. Ideal für große Dateien und wenn maximale Platzersparnis gefragt ist. Funktionen ähnlich zu gzip und bzip2 in Kombination mit Archivierung.
- zip: Kombiniert Archivierung und Kompression in einem Schritt und kann Ordner direkt verarbeiten. Allerdings sind Berechtigungen, Eigentümerinformationen und SELinux-Kontexte oft nicht oder nur unzuverlässig erhalten. Deshalb eignet sich zip vor allem, wenn plattformübergreifende Kompatibilität mit Windows oder macOS wichtiger ist als die vollständige Erhaltung von Linux-spezifischen Metadaten.
Besonderheiten bei der Metadaten-Erhaltung
Nur tar (oder sein erweiterter Klon star) garantiert die zuverlässige Bewahrung von Linux-spezifischen Dateiattributen wie Eigentümer, Gruppenrechten, Zeitstempeln sowie SELinux-Kontexten und ACLs. Dies ist ein entscheidender Vorteil im professionellen Linux-Betrieb, da der Verlust dieser Metadaten zu Sicherheitsrisiken und Funktionsproblemen führen kann. star punktet hier mit besonders zuverlässiger Unterstützung für diese Attribute, ist aber nicht immer vorinstalliert.
Empfehlungen für Praxisanwendungen
- Für einfache, schnelle Kompression einzelner Dateien oder kleinere Aufgaben sind gzip oder bzip2 ausreichend.
- Für das Archivieren von Ordnern inklusive Erhalt aller Berechtigungen und Metadaten ist tar in Kombination mit gzip, bzip2 oder xz die beste Wahl.
- Für plattformübergreifende Archivierung, bei der Windows-Kompatibilität und einfache Handhabung im Vordergrund stehen, eignet sich zip, allerdings mit Abstrichen bei der Metadaten-Erhaltung.
- Systemadministratoren und Power-User sollten auf die Kombination tar + Kompressionswerkzeug mit Metadaten-Erhalt setzen, um Backups sicher und vollständig zu gestalten.
Dieser Vergleich hilft dabei, je nach Anwendungsfall das passende Werkzeug für Archivierung und Kompression unter Linux auszuwählen und den Verlust wichtiger Dateiinformationen zu vermeiden.