Andreas Moor

Linux Systemadministration

Software installieren – aber wo? Der große Vergleich zwischen Bare Metal, VMs und Containern

Wenn du heute eine Software wie Nextcloud, GitLab oder Jenkins installieren willst, hast du nicht nur die Wahl zwischen verschiedenen Tools – sondern auch zwischen verschiedenen Infrastruktur-Ebenen. Installierst du direkt auf einem Server (Bare Metal)? In einer virtuellen Maschine (VM)? Oder doch in einem Container?

Und damit nicht genug: Auch Container selbst können auf Bare Metal, in VMs oder sogar in LXC-Containern laufen. Klingt komplex? Ist aber eigentlich ganz logisch – wenn man die Unterschiede versteht. In diesem Beitrag erkläre ich dir die wichtigsten Entscheidungsfaktoren, Vor- und Nachteile und zeige dir praxisnahe Kombinationen.

1. Was bedeutet heute „Software installieren“?

Früher hieß das: man nimmt einen Server, spielt Debian oder Ubuntu auf, installiert Apache, MySQL, PHP und legt los. Heute ist das anders: Man arbeitet mit Snapshots, Automatisierung, Containern, Images und orchestrierten Deployments.

Deshalb ist die Frage nicht mehr nur: Welche Software? – sondern:

Wie und wo installiere ich sie sinnvoll?

2. Drei Grundformen der Bereitstellung

BereitstellungBeispielCharakteristik
Bare MetalNextcloud direkt auf Fedora ServerAlles direkt auf dem Host installiert
Virtuelle Maschine (VM)Ubuntu-VM mit GitLabSoftware läuft in eigenem Gastsystem
ContainerPodman-Container mit Jenkinsleichtgewichtig, portabel, shared Kernel

3. In welcher Umgebung läuft das Setup?

Container sind flexibel – sie können in verschiedenen Umgebungen betrieben werden. Hier ein Überblick:

UmgebungBeispielEinsatzfeld
Bare MetalFedora CoreOS mit PodmanDevOps, High Performance, Rootless Setup
Virtuelle MaschineContainer in Cloud-VMCloud-Alltag, Homelab, CI/CD
LXC (z. B. Proxmox)Container in LXC-ContainerHomelabs, Open-Source-Hosting
Kubernetes/OpenShiftOrchestrierte ContainerSkalierbare DevOps-Plattform

4. Kombinationsbeispiele aus der Praxis

KombinationBeispielUse Case
Container auf Bare MetalPodman auf CoreOSRessourcensparend, performant
Container in VMDocker in Ubuntu-VMEntwicklung, CI/CD, Sicherheitstrennung
LXC mit ContainerLXC mit Docker-StackProxmox Homelab
VM auf Bare MetalProxmox-VM mit Appklassisches Serverhosting

5. Wann nehme ich was? Entscheidungsgrundlagen für Homelab & Unternehmenspraxis

Ob du Software in einer VM, einem Container oder direkt auf Bare Metal installierst, hängt stark vom Zielkontext ab. Damit du fundierte Entscheidungen treffen kannst, betrachten wir zwei Perspektiven: Homelab und Business/Produktivumgebung. Für beide analysieren wir typische Anforderungen, reale Jobbeispiele und leiten daraus Empfehlungen ab.

🔧 Bare Metal

Homelab:

  • Vorteile: maximale Performance, kein Overhead, direkte Hardware-Nutzung
  • Nachteile: keine Isolation, keine Snapshots, hoher Wartungsaufwand
  • Praxis: eignet sich z. B. für dedizierte NAS- oder Backup-Systeme
  • Beispiel-Setup: Debian mit ZFS direkt auf einem Mini-PC für Datenhaltung

Business:

  • Vorteile: geeignet für High-Performance-Anwendungen mit direkter Hardwarebindung (z. B. GPU)
  • Nachteile: schwer skalierbar, keine Trennung von Diensten
  • Jobbeispiel: HPC-Cluster-Admin bei Forschungsinstitut: Bare-Metal-Installationen für CUDA-Anwendungen

🖥️ Virtuelle Maschinen (VMs)

Homelab:

  • Vorteile: Trennung der Dienste, Snapshots, einfache Backups, getestet mit Proxmox
  • Nachteile: mehr RAM- & CPU-Bedarf, Images größer
  • Praxis: ideal für Legacy-Apps oder getrennte Testumgebungen
  • Beispiel-Setup: GitLab-Runner in eigener VM zur Trennung vom Hauptsystem

Business:

  • Vorteile: isolierbare Services mit Rollback-Funktion und Change-Management
  • Nachteile: Verwaltungsaufwand steigt mit Anzahl der VMs
  • Jobbeispiel: IT-Admin im Mittelstand mit VMware-vSphere-Erfahrung für Applikationsvirtualisierung

📦 Container (z. B. mit Podman oder Docker)

Homelab:

  • Vorteile: extrem ressourcenschonend, flexibel, gut für CI/CD & Lernzwecke
  • Nachteile: Netzwerkkonfiguration und Volume-Management erfordern Einarbeitung
  • Praxis: für Microservices, Dev-Container, lokale Builds
  • Beispiel-Setup: Nextcloud + MariaDB als Rootless-Container mit automatischen Updates via systemd

Business:

  • Vorteile: Deployment-Automatisierung, Skalierbarkeit, Immutable Infrastructure
  • Nachteile: mehr DevOps-Skills nötig, komplexer Lifecycle (Monitoring, Logging)
  • Jobbeispiel: DevOps Engineer mit Erfahrung in Containerisierung & GitOps-Deployments (z. B. ArgoCD)

🏗️ Argumente & Entscheidungskriterien (kontextübergreifend)

KriteriumHomelabUnternehmen
StromverbrauchContainer & LXC sparsamBare Metal mit vielen VMs = hoch
SpeicherbedarfContainer am effizientestenVMs dominieren (Snapshots, ISO)
Backup-StrategieSnapshots in Proxmox oder DuplicatiZentralisierte Backup-Lösungen (Veeam, Bacula)
Netzwerk-Sicherheiteinfache VLANs & Firewall-RegelnZero Trust, RBAC, Segmentierung
Komplexität vs. LernkurveContainer am lehrreichstenAbhängig vom Skill-Level im Team
Change & RollbackLXC + Snapshots oder RebuildVM-Snapshots & Container-Re-Deploys

Fazit: Triff deine Entscheidung nie nur auf Basis von Technologie-Hype oder Komfort, sondern nach Zielsetzung, Wartbarkeit, Ressourcenlage und Sicherheitsanforderung.

Fazit

Es gibt nicht die eine perfekte Art, Software zu betreiben. Es gibt aber für jeden Anwendungsfall eine sinnvolle Kombination. Wenn du verstehst, wie sich Bereitstellungsform und Umgebung verhalten – und du reale Jobanforderungen oder Homelab-Bedingungen mit einbeziehst – kannst du bewusst und effizient entscheiden. Das spart Ressourcen, Zeit und Nerven – und zeigt in Bewerbungen, dass du Infrastruktur wirklich durchdrungen hast.

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