In wirtschaftsinformatischen Lehrbüchern liest man oft von Geschäftsprozessen, ERP-Systemen und der Digitalisierung von Unternehmensabläufen. Doch was bedeutet das konkret aus Sicht eines DevOps Engineers oder Linux Sysadmins? Wie greift moderne Infrastruktur in diese Prozesse ein? Und was hat Cloud Native damit zu tun?
Die betriebswirtschaftliche Sicht: Prozesse verstehen und digitalisieren
Ein Geschäftsprozess ist aus BWL-Sicht eine strukturierte Abfolge von Tätigkeiten mit dem Ziel, ein definiertes Ergebnis zu liefern – z. B. eine Rechnung schreiben, einen Kundenauftrag abwickeln oder ein Produkt fertigen. In der Praxis werden solche Prozesse immer häufiger durch IT-Systeme unterstützt oder vollständig automatisiert – z. B. durch ein ERP-System wie SAP.
Wirtschaftsinformatik verbindet dabei Prozessdenken mit IT-Wissen: Man analysiert Prozesse, modelliert sie mit Tools wie BPMN und überlegt, welche IT-Systeme welchen Teil übernehmen können. In vielen Fällen wird daraus eine klassische Client-Server-Architektur mit Datenbanken, Backends, Frontends – und immer häufiger auch Cloud-Komponenten.
Der DevOps-Blick: Prozesse in Infrastruktur überführen
DevOps-Engineers übersetzen dieses Prozessdenken in Infrastruktur-Code. Aus einem Geschäftsprozess wie „Kundenbestellung aufnehmen“ wird ein Satz an Microservices mit Datenbanken, APIs und Frontend-Elementen – deploybar über CI/CD und skalierbar über Container-Orchestrierung.
Was früher monolithisch über ein zentrales ERP-System lief, wird heute als lose gekoppeltes System in Kubernetes betrieben. Die DevOps-Rolle sorgt dafür, dass die darunterliegende Infrastruktur verfügbar, skalierbar und sicher ist – durch Tools wie Terraform, Ansible, Helm oder GitLab CI/CD.
Cloud-Engineering: Plattformdenken für Prozesse
Cloud Engineers wiederum denken in Plattformen: Welche Dienste (Datenbanken, Authentifizierung, Logging) müssen bereitgestellt werden, um einen Geschäftsprozess digital und zuverlässig abzubilden? Dabei spielen Plattformdienste (PaaS) wie AWS Lambda, Azure Functions oder Google Firestore eine Rolle.
Die Herausforderung liegt nicht nur in der Technik, sondern im Mapping: Ein klar strukturierter Prozessschritt wie „Kundendaten prüfen“ muss als skalierbarer, sicherer Cloud-Service abbildbar sein – mit Anbindung ans zentrale Identity-Management, Datenhaltung und Monitoring.
Was das für die Praxis bedeutet
- Wirtschaftsinformatik liefert das *Was* und *Warum* – DevOps und Cloud das *Wie*.
- Jeder Geschäftsprozess lässt sich in IT-Services übersetzen – das Ziel ist Automatisierung, Skalierbarkeit und Effizienz.
- Moderne IT-Rollen brauchen Prozessverständnis, nicht nur Technikkenntnisse. Das Zusammenspiel von BWL und DevOps ist kein Add-on, sondern essenziell.
Fazit
Wer als DevOps-Engineer, Sysadmin oder Cloud-Architekt arbeitet, sollte betriebliche Prozesse nicht nur aus der IT-Perspektive betrachten. Wer die betriebswirtschaftliche Struktur versteht, kann bessere Architekturen entwerfen, die wirklich einen Mehrwert bringen – und genau dort ansetzen, wo sie gebraucht werden.

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